MASA NOVOSEL (Klavier) mit SOPHIE WESTENHOLZ zu Gast bei der MENDELSSOHN GESELLSCHAFT
Die Mendelssohn Gesellschaft Berlin veranstaltet ein Konzert mit Klavierwerken der mecklenburgischen Hofmusikerin Sophie Westenholz und von Fanny Hensel. Passender Rahmen ist am Samstag, den 3. Mai um 18.30 Uhr der Thronsaal des Schweriner Schlosses. Von Sophie Westenholz erklingt die fulminante Klaviersonate f-Moll, die die Edition Massonneau 2019 in einer Erstausgabe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat.
Es spielt Maša Novosel (Kavier). Anlässlich ihrer CD mit Liedern von Friedrich Wilhelm Kücken hob etwa das FonoForum hervor, dass sie die Lieder „wunderbar ausleuchtet“. Zwischen den Werken der beiden Komponistinnen wird der Musikverleger Reinhard Wulfhorst (Edition Massonneau) in das Leben und Wirken von Sophie Westenholz einführen.
Der Eintritt ist frei; aus organisatorischen Gründen wird um eine kurze Voranmeldung bei Susanne Scherrer (susanne.e.scherrer@gmail.com) gebeten.

KULTURPREIS der Landeshauptstadt SCHWERIN für den Musikverleger Reinhard WULFHORST
Der Musikverleger Reinhard Wulfhorst hat gemeinsam mit der Mezzosopranistin Sophia Maeno den Kunst- und Kulturpreis 2024 erhalten, den die Stiftung der Sparkasse Mecklenburg-Schwerin in Kooperation mit der Landeshauptstadt Schwerin ausgelobt hat. Der Preis ist insgesamt mit 10.000 Euro dotiert. Außerdem ausgezeichnet wurden die Illustratorin und Art Director Karen Obenauf sowie der Gästeführer und Chronist Hans-Joachim Falk.
Die Auswahl der diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger wurde stark durch die Auszeichnung des Residenzensemble Schwerin als neues UNESCO Welterbe beeinflusst. Oberbürgermeister Dr. Rico Badenschier: „Ob entdeckerfreudige Gesangskünstlerin oder wagemutiger Musikverleger – die die diesjährigen Preisträger sind engagierte Botschafterinnen und Botschafter eines lebendigen Kulturerbes in der Landeshauptstadt.“
Die Auszeichnung der Mezzosopranistin Sophia Maeno und des Musikverlegers Reinhard Wulfhorst (Edition Massonneau) begründete die Jury so: „Künstlerisch gesehen, sind diese beiden Menschen ein Dream-Team. Dr. Reinhard Wulfhorst hat sich auf Noteneditionen von musikalischen Wieder- und Neuentdeckungen spezialisiert, die in einer besonderen Beziehung zu Mecklenburg-Vorpommern stehen. Er bereitet sozusagen einen musikalischen und intellektuellen Schatz wieder auf. Sophia Maeno wiederum gibt in ihrem Repertoire diesem regionalen musikalischen Kulturerbe einen festen Platz. In jüngster Zeit erinnerte sie beispielsweise sehr lebendig und eindrucksvoll an die am Hofe von Ludwigslust tätige Komponistin Sophie Westenholz (1759–1838) und den in Schwerin wirkenden Komponisten Friedrich Wilhelm Kücken (1810–1882). Mit den Wieder- und Neuentdeckungen von Noteneditionen durch Dr. Reinhard Wulfhorst nimmt Sophia Maeno das Publikum auf eine Reise durch alle Epochen mit. Den Zuhörern wird dabei ein kurzweiliger Einblick in das musikalische Kulturerbe dieser Region geboten.“
Anlässlich der Preisverleihung hat TV Schwerin einen Porträtfilm über Sophia Maeno und Reinhard Wulfhorst produziert. Drehort war die Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin.

EDITION MASSONNEAU mit Friedrich Wilhelm KÜCKEN auf der CHOR.COM
Am 27. September wird Reinhard Wulfhorst, Inhaber des Musikverlages Edition Massonneau, auf der chor.com in Hannover mit dem Männerkammerchor ffortissibros ein gemeinsames Projekt vorstellen: das Werk für Männerchor von Friedrich Wilhelm Kücken. In einer Reading Session werden Kückens Biographie und und sein Oevre für Männerchor präsentiert sowie die vierbändige Notenausgabe der Edition Massonneau und die darauf basierende CD .
Die vom Deutschen Chorverband veranstaltete chor.com hat sich zum europaweit wichtigsten Treffpunkt der Vokalmusikszene entwickelt.
WELTKULTURERBE RESIDENZENSEMBLE SCHWERIN I: Noten und CDs mit der dazugehörigen Musik
Heute hat das UNESCO-Welterbekomitee in Neu-Delhi das Residenzensemble Schwerin in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Damit gehört das Schweriner Schloss mit den umliegenden Residenzgebäuden zum Weltkulturerbe. Über diesen großartigen Erfolg freut sich mit vielen Schwerinerinnen und Schwerinern auch Musikverleger Reinhard Wulfhorst (Edition Massonneau Schwerin): „Ich bin froh, dass mit den Werken von Friedrich Wilhelm Kücken die passende Musik zum Residenzensemble in meinem Verlag erschienen ist. Wohl kein anderer Musiker ist so eng und vielfältig mit dem im 19. Jahrhundert entstandenen Schweriner Residenzensemble und dessen bedeutendem kulturellen Leben verbunden.“
Die Werke von Friedrich Wilhelm Kücken nehmen im Verlagsprogramm der Edition Massonneau einen zentralen Platz ein. Die Ausgaben reichen von den Zehn kleinen Charakterstücken für Klavier über die dreibändige Ausgabe der Lieder und die Männerchöre in vier Bänden bis hin zu der Konzertouvertüre Waldleben und dem Orchesterlied Mondschein auf dem Meere. Zwei von der Edition Massonneau intensiv begleitete CDs machen Lieder und Männerchöre von Kücken auch hörbar.
Wenn Sie diesen Link anklicken, werden Ihnen alle Noten und CDs angezeigt.
Kücken kam bereits als 15-Jähriger in die mecklenburgische Residenzstadt, um sich musikalisch ausbilden zu lassen. Mit seinen Kompositionen, darunter das Lied Ach, wie ist’s möglich dann, erregte er die Aufmerksamkeit des Großherzogs Paul Friedrich und dessen Frau Alexandrine. Sie vertrauten ihm bald den Klavierunterricht ihres Kinder an, von denen Friedrich Franz (II.) später das heutige Weltkulturerbe städtebaulich-architektonisch prägen sollte. 1832 begann Kücken mit einem Stipendium des Großherzogs in Berlin Kontrapunkt und Gesang zu studieren.
1861 kehrte er als freischaffender Künstler nach Schwerin zurück. Er erwarb ein stattliches Haus am Ufer des Pfaffenteichs, das heute Teil des Weltkulturerbes geworden ist. Es entstanden Kompositionen, die Schwerin, seinem Residenzensemble und der großherzoglichen Familie vielfältig verbunden waren. Die musikalischen Abendgesellschaften, für die er sein Haus am Pfaffenteich – das heutige Café Friedrichs – öffnete, besuchte auch Großherzog Friedrich Franz II. gern.
27. Juli 2024

WELTKULTURERBE RESIDENZENSEMBLE SCHWERIN II: Konzert mit Musik zum Weltkulturerbe
Am Sonntag, 4. August 2024 findet in der Katholischen Kirche St. Anna in der Schlossstraße (Schwerin) um 18 Uhr ein Konzert statt. Aus Anlass der Aufnahme des Schweriner Residenzensembles in die Welterbeliste der UNESCO wird das Programm um Musik von Friedrich Wilhelm Kücken erweitert, der so eng und vielfältig wie wohl kein anderer Musiker mit dem im 19. Jahrhundert entstandenen Schweriner Residenzensemble und dessen bedeutendem kulturellen Leben verbunden ist (Näheres dazu hier). Musikverleger Reinhard Wulfhorst, der zu den Ausführenden gehört, erläutert das so: „Wir möchten mit dieser spontanen Programmänderung der Landeshauptstadt Schwerin zu dem großartigen Erfolg gratulieren. Gleichzeitig hoffen wir, dass dies ein Signal ist für eine noch stärkere Verknüpfung von baukulturellem und musikalischem Erbe in Schwerin: In den Gebäuden des Weltkulturerbes sollte häufiger die dazu passende Musik zu hören sein. Denn das Residenzensemble war immer auch ein Ort für die intensive Pflege des höfischen und bürgerlichen Musiklebens. Ohne die Musik sind das Hoftheater, aber auch die drei bedeutenden Kirchen nicht denkbar. Und die Neue Artilleriekaserne beherbergt Teile der Landesbibliothek mit ihrer einzigartigen Musikaliensammlung.“
Auch das übrige, bereits lange geplante Konzertprogramm könnte kaum besser zu dem Welterbeerfolg passen. Es präsentiert unter dem Titel „Schwerin 1824“ ein Programm, wie es die Kapelle des Hofes zu Mecklenburg-Schwerin vor 200 Jahren aufgeführt haben könnte. Im Mittelpunkt stehen Lieder der Sängerin, Pianistin, Glasharmonikaspielerin und Komponistin Sophie Westenholz. Sie wurde als hochbegabtes Kind vom Hofkapellmeister Johann Wilhelm Hertel in Schwerin ausgebildet und prägte über vier Jahrzehnte lang das musikalische Leben am Hof zu Mecklenburg-Schwerin. Ihre Lieder hat die Edition Massonneau in einer modernen Notenausgabe (Link) mit großzügiger Unterstützung der Stiftung Mecklenburg erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Außerdem werden Arien und Flötenquartette von Wolfgang Amadeus Mozart, Gioachino Rossini und Franz Vinzenz Krommer aufgeführt. Musikverleger Reinhard Wulfhorst: „So wie das jetzt ausgezeichnete Residenzensemble ab Mitte des 19. Jahrhunderts sich in die vorhandene städtebauliche Struktur einfügte und darin neue Akzente setzte, konnte die in diesem Residenzensemble komponierte und aufgeführte Musik von Kücken, Friedrich von Flotow und anderen auf die Musiktradition des Hofes zu Mecklenburg-Schwerin aufbauen.“
Das Konzert vereint Musikerinnen und Musiker aus Schwerin und den USA: Die Mezzosopranistin Sophia Maeno hat Lieder von Sophie Westenholz bereits im NDR präsentiert (https://www.ndr.de/kultur/musik/klassik/Studiokonzert-mit-Sophia-Maeno-und-Maa-Novosel,studiokonzert138.html) und reüssierte zuletzt als Carmen in Chemnitz und Schwerin und als Amneris in Hamburg, München und Düsseldorf. Die Lieder und Arien des Programms hat ihr Vater Werner Mentzel für die Besetzung eingerichtet. Helena Weinstock-Montag studierte Flöte in Berlin, Hannover, Antwerpen und Paris und war Stipendiatin der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. Seit 2022 ist sie Flötistin in der Staatskapelle Schwerin. Die kalifornische Geigerin Susan Doering und der Cellist Dieter Wulfhorst studierten beim Guarneri-Quartett und bilden das Emerald Duo, das bei Konzerten in den USA, Kanada, Mexiko, Schweden und Deutschland große Erfolge errang. Sie spielen in verschiedenen kalifornischen Orchestern und führen immer wieder Musik aus Mecklenburg in den USA auf. Reinhard Wulfhorst, Viola, entdeckt mit seinem Schweriner Musikverlag Edition Massonneau zu Unrecht vergessene Werke der mecklenburgischen Musiktradition wieder.
Das Programm wird in ähnlicher Zusammenstellung außerdem an folgenden Orten aufgeführt:
Samstag, 3. August 2024, 19 Uhr, Alte Synagoge Stavenhagen
Dienstag, 6. August 2024, 19 Uhr, Bad Doberan Festsaal im Großherzoglichen Salongebäude
Freitag, 9. August 2024, 19 Uhr, Ludwigslust Katholische Kirche St. Helena und St. Andreas am Schloss.
Außerdem wird am Freitag, 2. August 2024, 18 Uhr in der Schlosskirche Schwerin ein Kurzprogramm mit Liedern von Sophie Westenholz und Fanny Hensel erklingen und mit Erläuterungen von Wulf Kawan zur Baugeschichte der Schlosskirche Schwerin verbunden. Die Veranstaltung findet in Zusammenarbeit mit dem Ortskuratorium Schwerin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz statt.
27. Juli 2024

„ICH FLÜST’RE DEINEN NAMEN“ – CD-Release im Mecklenburgischen Staatstheater
Unter dem Titel „Ich flüst’re Deinen Namen“ präsentieren am 15. Juni um 19:30 Uhr die Schweriner Mezzosopranistin Sophia Maeno, der Bariton Andreas Beinhauer und die Pianistin Maša Novosel im Konzertfoyer des Staatstheaters Schwerin Lieder von Friedrich Wilhelm Kücken. Kücken hat in Schwerin als Jugendlicher entscheidende musikalische Impulse erfahren und kehrte als europaweit gefeierter Komponist für seine letzten zwei Lebensjahrzehnte in die geliebte Stadt zurück. Nach seinem Tod geriet er rasch in Vergessenheit. An diesem Abend sind anrührende Darstellungen von Abschied, Abendstimmung oder Liebessehnsucht ebenso wie heiter-humorvolle Werke zu erleben.
Diese wiederentdeckten Juwelen sind auf einer jüngst bei dem Leipziger Label Rondeau erschienenen CD der Stiftung Mecklenburg zu hören. Die CD, die an dem Abend von den Ausführenden signiert wird, ist das Ergebnis einer Kooperation der Stiftung mit zwei weiteren Partnern: Deutschlandfunk Kultur hat die Lieder aufgenommen und in einer ausführlichen Sendung vorgestellt; der Schweriner Musikverlag Edition Massonneau hat die Lieder zusammengetragen und in einer kritischen Notenausgabe herausgegeben.
Durch das Programm führt Reinhard Wulfhorst (Edition Massonneau), der im Gespräch mit den Mitwirkenden und Gästen das Kücken-Projekt Revue passieren lässt. Dieser Abend mit wunderbarer Musik und unterhaltsamen Geschichten soll dazu beitragen, dass Kückens Name in Zukunft nicht mehr nur unter Eingeweihten „geflüstert“ wird. Karten sind an der Theaterkasse und in der Tourist-Information sowie unter diesem Link erhältlich.
3 KÜ(C)KEN AUF EINMAL: Notenausgabe, CD und Konzert mit Männerchören von Friedrich Wilhelm Kücken
Auf der Basis der gerade in der Edition Massonneau erschienenen Notenausgabe hat der junge Männerkammerchor ffortissibros vierstimmige Männerchöre von Friedrich Wilhelm Kücken aufgenommen. Die beim Label Rondeau veröffentlichte CD enthält ausschließlich Weltersteinspielungen. Der Chor stellt die CD bei einem Release-Konzert im Großen Haus des Staatstheaters Schwerin am 7. April 2023 um 18 Uhr vor.

CD mit romantischen LIEDERN von FRIEDRICH WILHELM KÜCKEN erschienen
Lieder von Friedrich Wilhelm Kücken sind nun auch auf einer CD zu hören. Sophia Maeno (Mezzosopran), Andreas Beinhauer (Bariton) und Maša Novosel (Klavier) präsentieren 20 Lieder von einem der beliebtesten Liederkomponisten der Romantik. Die CD ist in Kooperation von Stiftung Mecklenburg, Deutschlandfunk Kultur und Edition Massonneau entstanden und präsentiert fast ausschließlich Weltersteinspielungen. Die Aufnahmen basieren auf der kritischen Ausgabe, die in drei Bänden in der Edition Massonneau erschienen ist.
In einem Beitrag für die Sendung TONART in WDR 3 unterhält sich Philipp Quiring mit der Sängerin Sophia Maeno und dem Verleger Reinhard Wulfhorst über diese CD.

NEUERSCHEINUNG Friedrich Wilhelm Kücken: „Mondschein auf dem Meere“ für Singstimme und Orchester
Begleitet von fünf Aufführungen mit der Mezzosopranistin Sophia Maeno und dem Schleswig-Holsteinischen Sinfonieorchesterunter unter Leitung von Ingo Martin Stadtmüller erscheint das Orchesterlied Mondschein auf dem Meere von Friedrich Wilhelm Kücken. Das hochromantische Orchesterlied lässt sich vom Mondschein über der mecklenburgischen Ostsee zu einer stimmungsvollen Liebesbotschaft inspirieren. Die bislang unbekannte Orchesterfassung des Klavierliedes hatte Musikverleger Reinhard Wulfhorst vor einiger Zeit in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern Günther Uecker entdeckt.

Emilie Mayer – ein „weiblicher Beethoven“?
Die immer mehr an Dynamik gewinnende Wiederentdeckung der 1812 in Friedland/Mecklenburg geborenen und dort aufgewachsenen Komponistin Emilie Mayer spiegelt sich in zahllosen Textbeiträgen. Und so kurz der Text auch jeweils sein mag – fast ausnahmslos wird die „Tatsache“ kolportiert, ihre Zeitgenossen hätten Emilie Mayer als „weiblichen Beethoven“ bezeichnet. Gibt man diese Stichworte in eine der Suchmaschinen ein, wird man erschlagen von der Fülle der durchaus klangvollen Quellen. Ins Auge fällt allerdings, dass musikwissenschaftliche Arbeiten – etwa das nach wie vor grundlegende Werk von Almut Runge-Woll – auf das Zitat vom „weiblichen Beethoven“ verzichten.
Mich hat der Beethoven-Vergleich (oder ist es nicht sogar eine Gleichsetzung?) schon immer gestört und zunehmend auch ein bisschen geärgert: Weil er zwar vordergründig wie ein großes Lob daherkommt, aber tatsächlich unreflektiert und offenbar aus schlichten Marketingerwägungen mit dem „großen“ Beethoven Eindruck zu machen versucht. Dabei hätte Emilie Mayer es verdient, als eigenständige Komponistin wahrgenommen zu werden. Unreflektiert ist das für mich aus zwei Gründen:
Angesichts der intensiven Debatte um eine geschlechtergerechte Sprache wirkt es ziemlich aus der Zeit gefallen, wenn eine Komponistin durch einen geschlechtsbezogenen Vergleich mit einem männlichen Kollegen in ihrer Bedeutung gesteigert werden soll. Oder käme jemand auf die Idee, einen Mann die „männliche Mutter Theresa“ zu nennen? Dass ausgerechnet die taz in einem Beitrag im Dezember 2022 ihren „Leser:innen“ ohne genderbezogenes Problembewusstsein den „weiblichen Beethoven“ präsentiert, wäre eigentlich eine Steilvorlage für einige Sticheleien seitens der Konkurrenz etwa von der FAZ. Aber die titelt sogar eine Mayer-Rezension im Mai 2022 mit „Der weibliche Beethoven“ (im Original ohne Anführungszeichen!).
Kaum weniger fragwürdig erscheint mir die Mayer-Beethoven-Gleichsetzung in musikalischer Hinsicht. Nun haben Claudia Breitfeld, Martina Sichardt und andere herausgearbeitet, dass Emilie Mayer sich intensiv mit dem Werk von Beethoven beschäftigt hat. Dies war schon in ihrem Studium bei Adolph Bernhard Marx angelegt, dem wirkungsreichen Beethoven-Enthusiasten. Aber auf diese Auseinandersetzung kann der Beethoven-Vergleich wohl kaum abzielen. Sonst wäre ja die Zahl der „Beethovens“ schier grenzenlos. Es soll vielmehr augenscheinlich eine Ähnlichkeit der beiden komponierenden Personen in ihrem Wesenskern beschworen werden. Das ist – mit Verlaub – abwegig. Um nur einen Punkt zu nennen: Ob es Emilie Mayer gerecht wird, wenn man ihr Œuvre auf das „Epigonale“ reduziert, sei dahingestellt. Widersprechen wird man aber nicht können, wenn in einer überaus wohlwollenden Rezension in der Neuen Zeitschrift für Musik von 1867 zu lesen ist: „Im Styl schließt sie sich älteren Meistern an“. Ein größerer Gegensatz zu dem musikalischen Umstürzler Beethoven lässt sich kaum denken.
Das alles könnte man beiseitelassen, wenn man den Beethoven-Vergleich als das behandelte, was der eingangs erwähnte historische Kontext nahelegt: als eine zeitgebundene Merkwürdigkeit des 19. Jahrhunderts. Merkwürdig, weil der Vergleich einen deutlichen Drang zur Simplifizierung erkennen lässt, den man bislang als eine Erscheinung unserer Zeit wahrgenommen hatte. Nur: Stimmt es überhaupt, dass die Zeitgenossen Emilie Mayer als „weiblichen Beethoven“ bezeichnet haben? Einen Beleg dafür bietet – soweit ich das übersehe – niemand an. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und die erreichbare Literatur über Emilie Mayer durchforstet. Da sich die aktuellen Beiträge durchweg auf die Zeitgenossen berufen, sollte man mehrere Quellen erwarten, die das belegen. Gefunden habe ich jedoch keine einzige. Es gibt zwar Rezensionen, die beethovensche Bezüge oder sogar Anleihen in Mayers Werken erkennen. Aber keine Spur vom „weiblichen Beethoven“ – weder expressis verbis noch unausgesprochen. So schnell gebe ich freilich nicht auf. Für den ersten Nachweis eines zeitgenössischen Zitates, das Emilie Mayer als „weiblichen Beethoven“ bezeichnet, möchte ich mich bedanken: mit je einem Exemplar der in der Edition Massonneau erschienenen besonders schönen Mayer-Werke!
Bis zu einem Erfolg dieser Auslobung handelt es sich für mich um eine dieser Legenden, die einmal erzählt und dann ungeprüft ständig nachgebetet werden, bis sie am Ende zu „Tatsachen“ werden. Spannend ist dabei, dass es sich um eine relativ junge Mär handeln muss. Da Emilie Mayer seit ihrem Tod bis in die siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts faktisch vergessen war, dürfte die Urheberschaft in den letzten 50 Jahren zu suchen sein. Vielleicht ist diese Legende aber sogar erst nach 2001 entstanden, nämlich im Gefolge des Kongresses Der „männliche“ und der „weibliche“ Beethoven“. Dort hat Martina Sichardt einen erhellenden Beitrag über Beethovens Geist aus Marx‘ Händen. Die Komponistin Emilie Mayer (1812-1882) vorgelegt. Der Umstand, dass die Autorin den Beethoven-Vergleich noch nicht einmal erwähnt, obwohl sich das thematisch geradezu aufgedrängt hätte, könnte ein Indiz dafür sein, dass dieser erst danach kreiert und Mayers Zeitgenossen angehängt worden ist. Vielleicht von jemanden, der nicht so genau zugehört oder gelesen hat und schnell mal eine flotte Schlagzeile brauchte.
Wie auch immer – bis zum Nachweis des Gegenteils sollten wir einfach auf diesen fragwürdigen Vergleich verzichten und Emilie Mayer als das sehen, was sie war: Emilie Mayer.
Dr. Reinhard Wulfhorst, Oktober 2023
In der Edition Massonneau sind bislang folgende Erstausgaben von Emilie Mayer erschienen:
Quartett für Klavier, Violine, Viola und Violoncello G-Dur